In Frankreich bringt derzeit eine politische Krise das Personalwesen grundlegend durcheinander. Deutsche Unternehmen und Recruiter die jetzt handeln, können auf der Situation eine sinnvolle Personalstrategie aufbauen.
Interne Spannungen und wirtschaftliche Herausforderungen in Frankreich haben zu einem zweifachen Regierungswechsel innerhalb eines Monats geführt. Der plötzliche Rücktritt des französischen Premierministers François Bayrou am 8. September 2025 und die Ernennung des neuen Premierministers Sébastien Lecornu am Tag darauf hat den Beginn der Krise bedeutet. Die Krise ist nun umso aktueller, da in einer historisch kurzen Zeit auch Lecornu am 6. Oktober seinen Rücktritt eingereicht hat. Das politische Chaos verschärft sich also weiterhin. Sowohl für deutsche wie auch für französische Unternehmen gibt es Auswirkungen. Für die deutsch-französischen Verhältnisse und das deutsch-französische Personalwesen sind die kommenden Schritte von hoher Bedeutung.
Besonders stark von dieser Entwicklung betroffen sind Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, insbesondere Interim Manager und Personaler. Erfahren Sie in diesem Artikel, was genau in Frankreich passiert, welche Auswirkungen dies bis nach Deutschland haben kann und wie deutsche Unternehmen die aktuelle Entwicklung auch im Personalwesen zu ihren Gunsten wenden können.
Politische Krise in Frankreich: Was passiert genau gerade?
Das politische System in Frankreich verstehen

Bevor wir erklären können, was genau in Frankreich geschieht, müssen wir verstehen, wie das politische System in Frankreich funktioniert. In Frankreich ist das politische System etwas anders als in Deutschland aufgebaut und es ist schwer, Parallelen zwischen beiden Systemen zu ziehen.
Während in Deutschland vor allem der Bundeskanzler und der Bundestag die Macht haben, haben in Frankreich vor allem zwei Personen am meisten Macht: Der Präsident und der Premierminister. In Frankreich ist der Präsident die zentrale Machtfigur des Staates aber der Premierminister ist offiziell Regierungschef. Der Präsident bestimmt die großen politischen Linien, insbesondere in der Außen- und Verteidigungspolitik, und er ernennt den Premierminister. Der Premierminister dagegen leitet die tägliche Regierungsarbeit, koordiniert die Ministerien und trägt die Verantwortung gegenüber der Nationalversammlung. Während der Präsident also vor allem strategische Entscheidungen trifft und über den institutionellen Rahmen hinaus eine starke Autorität besitzt, ist der Premierminister stärker mit der praktischen Umsetzung von Politik befasst. Er kann jederzeit durch ein Misstrauensvotum des Parlaments zu Fall gebracht werden.
Wenn man die Situation extrem vereinfacht, kann man also sagen: In Frankreich ist der Bundeskanzler in zwei geteilt: Er besteht aus Präsident und Premierminister. Der Premierminister ist eine zentrale Machtfigur in Frankreich.
Die neuen Premierminister und die politische Krise in Frankreich

In den letzten Jahren gewann der Posten des Premierministers zunehmend an Instabilität. Während der zweiten Amtszeit von Emmanuel Macron gab es bereits 6 verschiedene Premierminister (wenn man Jean Castex, der von der ersten Amtszeit übrigblieb, und den neuen Premieminister hinzuzählt) und der siebte sollte sehr bald kommen. Der ehemalige Premierminister François Bayrou kam am 13. Dezember 2024 nach einer jahrzehntelangen politischen Karriere in anderen Posten in diese Position. Bayrou galt als Kompromissfigur: erfahren, moderat, europafreundlich – geeignet, um zwischen Macron und den verschiedenen Lagern in der Nationalversammlung zu vermitteln. Recht schnell wurde er unbeliebt, weil er Kürzungen von 44 Milliarden Euro im Staatshaushalt vorschlug und ebenfalls vorschlug, zwei Feiertage abzuschaffen. Am 8. September 2025 kam der Rücktritt: Bayrou verlor eine Vertrauensabstimmung in der Nationalversammlung (364 Gegenstimmen, nur 194 dafür).
Daraufhin suchte Macron schnell einen neuen Premierminister. Macron beschloss, Sébastien Lecornu zum neuen Premierminister zu ernennen. Lecornu ist viel jünger als Bayrou (39 Jahre). Lecornu galt als durchsetzungsstärker als Bayrou. Vorher war er Verteidigungsminister.
Was waren die Aufgaben von Sébastien Lecornu?
Lecornu hatte wichtige Aufgaben. Zunächst musste er vor allem Folgendes schaffen:
- Eine Lösung für die Staatsverschuldung finden. Frankreich liegt derzeit bei einer rekordhohen und weiter zunehmenden Staatsverschuldung von 114%. Die französischen Politiker wissen: Das kann nicht so weitergehen
- Einigung eines zersplitterten Parlaments: Seine unmittelbare Aufgabe besteht darin, einen Konsens zur Verabschiedung des Staatshaushalts zu erzielen. Allerdings ist das Parlament in Frankreich sehr geteilt, und es gibt vor allem kleine Minderheiten mit verschiedenen Meinungen. Lecornu muss es schaffen, trotzdem mit den anderen politischen Kräften sich einigen zu können und Entscheidungen durchzusetzen.
- Die Unzufriedenheit in Frankreich hat zur Bildung von sozialen Bewegungen wie „Bloquons tout“ (Übersetzt: Wir müssen alles blockieren) geführt. Viele Franzosen demonstrieren und blockieren die Straßen wegen der aktuellen politischen Situation.
Warum ist Lecornu gescheitert?
Lecornu hat zunächst versucht, eine Mehrheit im Parlament zu erringen, um eine stabile Regierung aufzubauen. Seine Regierung musste für Gesetze – vor allem für den Haushalt – eine Mehrheit der Stimmen bekommen. Ohne diese Mehrheit war es schwer, die Politik umzusetzen, Gesetze zu verabschieden oder das Land stabil regieren. Da Macron keine absolute Mehrheit hat, waren Kompromisse mit anderen Blöcken notwendig. Es war also nötig, Vorschläge zu machen, die eine Mehrheit der Parteien auch unterstützen würden. Lecornu traf dabei auf zwei Probleme:
- Zum einen war er nicht in der Lage, mit stark unterschiedlichen Parteien gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Sein Vorwurf gegenüber den anderen Parteien war, dass sie nicht kompromissbereit waren, und sich so benahmen, als wären sie bereits die Mehrheit. Ihm zufolge wollten die anderen Parteien vor allem ihr eigenes Projekt durchsetzen und sich nicht anpassen, obwohl nur wenig Kompromissbereitschaft genügt hätte. Infolgedessen konnte keine Mehrheit gefunden werden.
- Darüber hinaus war Lecornu auch nicht in der Lage, mit den bereits koalierenden Parteien Abkommen zu finden. Dementsprechend war Frankreichs Parlament gespaltener als zuvor.
Am 6. Oktober 2025 hat Lecornu seinen Rücktritt eingereicht, nur wenige Stunden, nachdem er sein neues Kabinett präsentiert hatte. Damit ist er der am kürzesten amtierende Premierminister der französischen Fünften Republik. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers bleibt er im Amt. Macron hat am Mittwoch, dem 8. Oktober angekündigt, innerhalb von nur 48 Stunden einen Nachfolger zu finden.
Französische Reaktionen auf die politische Krise
In Frankreich hat der zweite Regierungswechsel tiefe Frustration ausgelöst. Viele Politiker sind unzufrieden, und verlangen, Macron müsse gehen. In französischen Unternehmen herrscht Unzufriedenheit und Angst in Verbindung mit der wirtschaftlichen Zukunft des Landes. In der Geschichte der fünften Republik hat es einen so regelmäßigen Regierungswechsel nicht gegeben, wie während der aktuellen Amtszeit Macrons. Frust ist weitverbreitet und es ist wahrscheinlich, dass zunehmend Demonstrationen und soziale Bewegungen entstehen werden.
Auswirkungen der politischen Krise in Frankreich auf die europäische Wirtschaft
Die Auswirkungen der politischen Krise auf Europa

Natürlich ist diese Entwicklung keine gute Nachricht für die französische Wirtschaft. Die Ratingagentur Fitch hat am 12. September die Bonität von Frankreich bewertet. Die Note Frankreichs ist von AA- auf A+ gesunken. Eine schlechte Bewertung kann dazu führen, dass die Wirtschaft Frankreichs vor zunehmenden Herausforderungen stehen wird: Die Zinsen, die Frankreich zahlen muss, könnten steigen. Eine Herabstufung kann das Vertrauen der Märkte schwächen und zu Turbulenzen an der Börse führen. Der neue Regierungswechsel hat die Krise nur verschärft.
Niemand weiß genau, was jetzt passieren wird, aber eine Tendenz ist zu vermuten. Infolge der komplizierten Situation ist es wahrscheinlich, dass Unternehmen in Frankreich und deren Mitarbeitenden vor großen Herausforderungen stehen werden. Unternehmen sehen sich mit steigenden Kosten in Verbindung mit dem Personalwesen konfrontiert und überlegen, Investitionen zurückzustellen. Da Frankreich die zweitgrößte Wirtschaft der EU ist, ist zu erwarten, dass ganz Europa unter dieser Entwicklung leiden wird. Investoren werden zögern, ihre Investitionen in Europa auf dem bisherigen Niveau zu behalten. Für Unternehmen außerhalb von Frankreich, die vorhatten in Frankreich zu investieren, wird die aktuelle Situation auch zuerst für Zurückhaltung sorgen. Ein Vertrauensverlust in den französischen Markt wird vermutlich in den nächsten Monaten einsetzen.
Die Auswirkungen der politischen Krise auf die französischen Arbeitnehmer
Wie die Krise die französischen Arbeitnehmer beeinflussen wird, ist auch unklar aber bestimmte Entwicklungen sind recht wahrscheinlich. Arbeitnehmer werden vermutlich Belastung spüren durch stagnierende Löhne, drohende Kürzungen bei sozialen Leistungen und die Gefahr, dass zusätzliche Arbeitstage eingeführt werden. Die Ankündigung vom ehemaligen Premierminister Bayrou, Feiertage möglicherweise zu streichen, hat bei vielen Beschäftigten das Gefühl verstärkt, dass die Last der Haushaltskrise vor allem auf ihren Schultern liegt. Auch die Arbeitslosigkeit riskiert wieder zu steigen. In Frankreich haben zuletzt immer mehr Unternehmen sich für einen Sozialplan entschieden und das wird sich mit der aktuellen Situation nicht verbessern. Recruitings werden zunehmend zurückgestellt.
Welche Möglichkeiten bringt die politische Krise in Frankreich für Deutschland?
Kurzfristiger Einfluss der politischen Krise in Frankreich auf den deutschen Markt

Da die aktuelle Situation auf dem französischen Markt recht kompliziert ist, werden wahrscheinlich immer mehr französische Talente in die Arbeitslosigkeit gehen, und die Situation im Personalwesen wird weiterhin sehr kompliziert sein. Viele Franzosen werden auch Arbeit im Ausland suchen. Da Deutschland in Frankreich einen recht guten Ruf hat und deutsche Arbeitnehmer in Frankreich recht populär sind, gehen schon jetzt viele Franzosen nach Deutschland, um dort zu arbeiten.
Frankreich gehört zu dem Land mit der höchsten Bildungsrate. Aus den sehr guten französischen Universitäten kommen hochqualifizierte Spezialisten, die man in deutschen Unternehmen sehr gut einsetzen kann. Immer mehr deutsche Unternehmen werden also französische Talente einstellen.
Natürlich ist die Situation kein Zusammenbruch der französischen Wirtschaft, aber eine Tendenz wird wahrscheinlich zu beobachten sein.
Langfristiger Einfluss der politischen Krise in Frankreich auf dem deutschen Markt

Die aktuelle politische Situation in Frankreich ist zunächst etwas durcheinander. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit, bis das wieder ein Ende nehmen wird. Die meisten Wirtschaftsinstitute gehen von verstärktem Wachstum ab 2026 aus (auch in Deutschland). Nach einem langsamen Wachstum im Jahr 2025 geht der internationale Währungsfond von 1% BIP-Wachstum für 2026 in Frankreich aus. Auch die französische Nationalbank (Banque de France) geht von 1% aus.
Dieser Neuaufschwung der in Zukunft nach der Krise kommen sollte, wird dem französischen Markt neue Dynamik verleihen. Immer mehr ausländische Unternehmen werden in Frankreich investieren. Desto früher also in Frankreich investiert wird, sobald die Stabilität wiederkommt, desto mehr werden deutsche Unternehmen vom Neuaufschwung profitieren können. Die Lösung liegt in der Agilität des Handeln.
Wie wird die politische Krise in Frankreich die Human Resources beeinflussen?

Der Wirtschaftsaufschwung eröffnet wichtige Perspektiven für das Personalwesen, insbesondere im Bereich Interim Management und Recruiting. In Zeiten des Aufschwungs steigt die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften erheblich. Unternehmen, die sich frühzeitig in Frankreich niederlassen, haben die Möglichkeit, sich die besten Talente zu sichern, bevor sich der Wettbewerb um Arbeitskräfte verschärft. Für die Personalabteilungen bedeutet dies, dass sie jetzt mit der strategischen Personalplanung beginnen müssen: Aufbau von Talentpools, Stärkung des Arbeitgeberimages und Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen. Um das zu schaffen, ist die Begleitung durch eine deutsch-französische Personalberatung eine gute Entscheidung.
Für internationale Unternehmen bietet der erwartete Aufschwung auch die Chance, Wachstumsstrategien in einem der größten europäischen Märkte umzusetzen. Mit seiner jInnovationskraft und seiner geografischen Lage innerhalb Europas bietet Frankreich ideale Voraussetzungen, um Geschäftsentwicklung und gezieltes Recruiting miteinander zu verbinden.
Besonders wichtig für die Human Resources sind qualifizierte Arbeitskräfte in Schlüsselbranchen wie Digitalisierung, erneuerbare Energien, Gesundheitswesen und Industrie 4.0. Wer heute in die Entwicklung von Humanressourcen investiert, wird morgen besser aufgestellt sein, wenn die Nachfrage stark ansteigen wird. Gleichzeitig sind Themen wie Weiterbildung, Change Management und Mitarbeiterbindung von entscheidender Bedeutung, um die Belegschaft auf den wirtschaftlichen Aufschwung vorzubereiten.
Auch Interim Management gewinnt an Wichtigkeit. Da die Tagessätze der Interim Manager in Frankreich in der Regel deutlich geringer sind als in Deutschland und immer mehr französische Interim Manager sich für Mandate in Deutschland interessieren, verwandelt sich auch der französische Interim Management Markt in eine Chance für Deutschland.
Insgesamt werden diejenigen, die den französischen Markt im Auge behalten, sich frühzeitig positionieren und ihre Personalstrategie entsprechend ausrichten, nicht nur vom bevorstehenden Aufschwung profitieren, sondern auch langfristig qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Fazit: Welche Auswirkungen hat die politische Krise in Frankreich auf die Human Resources

Die aktuelle politische Entwicklung in Frankreich ist vor allem durch Herausforderungen gekennzeichnet. Die politische Lage ist instabil, was zu einer komplizierten und unsicheren wirtschaftlichen Lage führt. Kurzfristig wird das Wirtschaftswachstum in Frankreich verlangsamt sein. Immer mehr Menschen riskieren die Arbeitslosigkeit. Für deutsche Unternehmen ist das die Gelegenheit, qualifizierte französische Talente einzustellen, die nach stabilen Perspektiven suchen. Mittel- bis langfristig bietet der erwartete Aufschwung in Frankreich enormes Potenzial für Investitionen, Geschäftsentwicklung und eine nachhaltige Personalstrategie.
Wer jetzt agil handelt, kann sich einen klaren Wettbewerbsvorteil sichern – durch kluge Investitionen, frühzeitiges Employer Branding und den Aufbau internationaler Talentpools. Die Konditionen für den Erfolg von morgen werden heute gestellt.
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