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Die Gehaltsunterschiede zwischen Frankreich und Deutschland

« Wo ist das Gehalt besser: In Frankreich oder in Deutschland? » Als Personalberatung, die in Deutschland und Frankreich tätig ist und zahlreichen internationalen Profilen eine erfolgreiche Karriere im anderen Land ermöglicht hat, treffen wir immer wieder auf dieselbe Frage. In Frankreich ist die Idee sehr verbreitet, dass in Deutschland die Arbeitsumstände besser sind: Bessere Unternehmen, bessere Arbeitsumstände und besseres Gehalt. Worauf warten also, um nach Deutschland zu ziehen? Ein vergleichbares Phänomen beobachten wir manchmal ebenfalls in Deutschland wo oft gesagt wird, dass man « in Frankreich gut leben kann ».

Aber was stimmt an all diesen Theorien und was ist nur Vorstellung? Eine genauere Analyse zeigt, dass die Realität oft etwas komplizierter ist als erwartet. In diesem Beitrag erklärt unsere Personalberaterin Wiebke Stellfeld, wo die Unterschiede in der Bezahlung sind, und worauf Sie achten müssen, wenn Sie einen Job im Nachbarland suchen.

Woraus besteht das Gehalt?

Ein Gehalt, aber drei verschiedene Zahlen

Bevor wir uns genauer mit den Gehaltsunterschieden beschäftigen, müssen wir uns genauer mit der Frage widmen, was das Gehalt eigentlich ist. Gehalt ist schließlich deutlich umfangreicher als eine einfache Zahl, die auf Ihrem Arbeitsvertrag steht. Folgende Elemente sind die wichtigsten Elemente die wir unterscheiden müssen:

  • Bruttogehalt: der Betrag, der im Arbeitsvertrag steht
  • Nettogehalt: der Betrag, der letztendlich auf dem Bankkonto des Mitarbeiters erscheint
  • Arbeitgeberanteil: der Betrag, den der Arbeitgeber zahlt, um den Arbeitnehmer bei der Sozialversicherung abzusichern

Ein konkretes Beispiel

Um das zu vereinfachen stellen wir die Situation mit folgendem Beispiel konkreter vor:

  • Der Arbeitnehmer und Arbeitgeber vereinbaren, dass der Lohn 4 000€ im Monat beträgt. Dieser Betrag steht dann im Arbeitsvertrag und ist also der Bruttolohn.
  • Das Gesetz legt fest, dass das Unternehmen einen gewissen Betrag an den Staat zahlen muss. Dieser Anteil sind Sozialversicherungen (Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung usw.). Meistens liegt dieser Anteil bei 21-22%, aber in manchen Fällen ist der Betrag auch höher oder geringer (z. B. Baugewerbe hat höhere Sätze). Das heißt, dass für Unternehmen pro Mitarbeiter zusätzliche Kosten anfallen.
  • Der Arbeitgeber zahlt zwar 4000€ an den Arbeitnehmer. Allerdings geht nicht all dieses Geld tatsächlich direkt auf das Bankkonto des Arbeitnehmers, sondern es gilt das Prinzip der Solidargemeinschaft. Das bedeutet: Alle zahlen ein, damit alle im Notfall abgesichert sind. Man zahlt heute – und wird selbst profitieren, wenn man es braucht. Dieses Geld geht in Krankenversicherung, Rentenversicherung usw. Ein weiterer Anteil wird in Bildung (Schulen, Unis, Kindergärten), Sicherheit (Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz), Verkehr (Straßen, Brücken, öffentlicher Nahverkehr), Justiz (Gerichte, Staatsanwaltschaften) ausgegeben. Welcher Anteil kommt letztendlich auf das Bankkonto des Mitarbeiters? Das hängt von vielen Faktoren ab, wie Familienstand, Kindern und Partner-Einkommen, Krankenversicherung, Kirchenmitgliedschaft und Bundesland. Je höher das Bruttogehalt, desto progressiver steigt die Steuerbelastung.

Und was zählt noch zum Gehalt?

Sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland ist die Situation diesbezüglich recht ähnlich. In beiden Ländern gibt es stark ausgeprägte Sozialsysteme die ähnlich funktionieren. Der Unterschied ist vor allem in Details und in den Anteilen die diese Elemente ausmachen.

Darüber hinaus gehört zum Bruttogehalt auch u.a. folgende Elemente:

  • Variable Vergütung / Bonus: Leistungsbezogen: Zielerreichung, Umsatz, Teamziele usw.
  • Urlaubsgeld: In vielen Tarifverträgen oder freiwillig vom AG gezahlt (meist im Juni oder Juli)
  • Weihnachtsgeld: Sonderzahlung im November/Dezember – nicht gesetzlich verpflichtend
  • 13. Gehalt: In einigen Branchen zusätzlich zum Jahresgehalt (fest oder leistungsbezogen)
  • Provisionen: Besonders im Vertrieb: Anteile vom Umsatz oder Gewinn
  • Zuschläge: Für Nachtarbeit, Wochenendarbeit, Überstunden etc.

Ebenfalls kommen für den Mitarbeiter auch zusätzliche Kosten in Frage wie Dienstwagen, Tankgutscheine, Essenszuschüsse, Jobticket

Unterschiede in der lohnstruktur zwischen frankreich und deutschland

Das Gewicht des Bruttogehaltes

Wenn man sich die Stellenanzeigen im Internet anschaut entsteht ein klares Bild: Auf den ersten Blick wirken die Gehälter in Deutschland eindeutig höher als in Frankreich. Ein Niederlassungsleiter im Süden Deutschlands zum Beispiel kann von einem jährlichen Bruttogehalt zwischen 130 000€ und 140 000€ ausgehen, während ein Franzose in der gleichen Stelle eher mit 100 000€ rechnen kann, je nach Region. Dieser Unterschied ist eine allgemeine Tendenz die man bei gleicher Stelle wiederfindet. Nichtsdestotrotz kann man nicht die Analyse darauf begrenzen, da noch viel mehr Parameter berücksichtigt werden müssen.

Lokale Unterschiede

Je nach Region wird man unterschiedlich bezahlt.

  • In Deutschland wird man im Süden deutlich besser bezahlt im Osten des Landes. Den Daten von Gehalt.de zufolge wird man im Süden 5-8% besser bezahlt als der nationale Durchschnitt, dabei je auch nach Branche. Im Westen Deutschlands hingegen liegt man leicht unter dem Durchschnitt und im Osten Deutschlands etwa 20% unter dem nationalen Durchschnitt.
  • In Frankreich sind die Gehälter homogener aufgeteilt. Jedoch ist in der Diagonale der Leere (Die Bezeichnung für den Abschnitt Frankreichs vom Südwesten bis zum Nordosten) das Gehalt recht gering. Besonders hoch ist das Gehalt in Paris und im Elsass (wobei die Lebenskosten in Paris auch außergewöhnlich hoch sind).

Brutto versus Netto

In Frankreich sind die Sozialabgaben sehr hoch. Als Konsequenz haben die Mitarbeiter sehr stark ausgeprägten Sozialschutz. Eine solide Krankenversicherung und Zugang zu einer betrieblichen Krankenzusatzversicherung sind obligatorisch.

Ein weiterer nennenswerter Vorteil in Frankreich sind die Sozialleistungen wie:

  • Essensgutscheine.
  • RTT (Réduction du Temps de Travail, Arbeitszeitverkürzung) für Unternehmen mit einer 35-Stunden-Woche.
  • Familienbeihilfen und verschiedene staatliche Beihilfen.

In Deutschland ist die Situation weniger systematisch und stärker personalisiert. Allerdings gibt es auch da gewisse Besonderheiten

  • Verheiratete Mitarbeiter mit Kinder bezahlen weniger Steuern als ledige Mitarbeiter
  • Kirchenmitglieder bezahlen die Kirchensteuer
  • Je nach Bundesland gelten unterschiedliche Steuern

Die Personalisierung in Deuschland macht das deutsche System etwas schwieriger zu verstehen.

ich bin bewerber: werde ich in Frankreich oder in Deutschland besser bezahlt?

Besonders vorteilhaft ist es demnach, in Frankreich zu leben aber in Deutschland zu arbeiten. Das ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn man bereits nahe der Grenze lebt und somit unter den Status des Grenzgängers fällt.

Bevor ein Bewerber ein Angebot in Deutschland akzeptiert sollte er sich folgende Fragen stellen:

  • Was ist mein Familienstatus? Das Einkommen variiert je nachdem ob man Kinder hat oder verheiratet ist usw.
  • Was ist meine geografische Situation? Die Situation ist von Bundesland zu Bundesland anders
  • Welche nicht finanziellen Vorteile gibt es? Firmenwagen, Restauranttickets oder Sozialversicherungen

wie kann ich mich als recruiter an die lohnunterschiede zwischen frankeich und deutschland anpassen?

Während die Bewerber sich viel mit dem Nettogehalt beschäftigen, interessieren sich die Unternehmen vor allem für die Gesamtkosten der Mitarbeiter. Der Arbeitgeberanteil ist in diesem Zusammenhang ein Element, das erhebliche Unterschiede zwischen einem Recruiting in Frankreich und Deutschland mit sich bringt.

In Frankreich zahlen Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge, Rentenbeiträge, Arbeitslosenversicherungsbeiträge sowie weitere spezifische Beiträge.

Diese hohen Abgaben ermöglichen die Finanzierung einer umfassenden Sozialversicherung für Arbeitnehmer, einschließlich Leistungen wie Krankenversicherung, Kindergeld oder Arbeitslosengeld.

In Deutschland umfassen die Arbeitgeberabgaben ebenfalls Beiträge zur Krankenversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung. Sie sind jedoch oft geringer.

Eine Besonderheit ist ebenfalls dass die persönliche Situation des Bewerbers (Familienstand, Anzahl der Kinder) starken Einfluss auf die Höhe der Beiträge hat und damit auch auf die Kosten für den Arbeitgeber.

Fazit: Unterschiede kennen

Die Gehaltsunterschiede zwischen Deutschland und Frankreich gehen weit über bloße Zahlen hinaus. Sie beinhalten Unterschiede in den Sozial- und Steuersystemen sowie in den kulturellen Erwartungen auf beiden Seiten der Grenze. Wenn Sie als Personaler oder Personalerin oder aber auch Kandidat mit diesem Thema konfrontiert sind ist es entscheidend, diese Faktoren zu berücksichtigen, bevor Sie eine Entscheidung treffen.

Für Bewerberinnen und Bewerber ist eine genaue Simulation ihrer finanziellen und steuerlichen Situation erforderlich. Personalvermittler wiederum müssen die Gesamtkosten eines Arbeitnehmers und nicht nur das Bruttogehalt bewerten, um den optimalen Standort für ihre Einstellungen zu bestimmen. Dabei gilt jedoch: Seien Sie sich der Unterschiede vor dem Recruiting bewusst, um Zeit- und Ressourcenverlust zu vermeiden.

In jedem Fall müssen Entscheidungen im Zusammenhang mit internationalen Recruitings oder Grengängern gründlich analysiert werden, um Überraschungen zu vermeiden. Wenn Sie bei diesem Thema eine Beratung benötigen, zögern Sie nicht, unsere Experten zu kontaktieren, um Sie bei Ihren Personalprojekten zu begleiten.